
Das Gefühl der Überforderung durch digitale Tools liegt nicht an Ihnen, sondern an einem chaotischen Ansatz – die Lösung ist radikaler Minimalismus.
- Mehr Werkzeuge führen oft zu mehr „kognitiver Reibung“ und lenken vom eigentlichen Lernen ab.
- Ein optimierter „Lern-Stack“ aus nur drei Kern-Tools kann 80 % des Lernerfolgs sicherstellen.
Empfehlung: Beginnen Sie sofort damit, ungenutzte Lern-Apps zu löschen, anstatt nach neuen zu suchen. Ihr Fokus ist Ihre wertvollste Ressource.
Sie kennen das Gefühl: Ein neues, spannendes Thema wartet, und sofort beginnt die Suche nach der perfekten App, dem ultimativen Online-Kurs oder dem produktivsten Notiz-Tool. Der App-Store ist voll von Versprechungen, das Lernen zu revolutionieren. Doch am Ende des Tages haben Sie mehr Zeit mit dem Einrichten von Konten, dem Anpassen von Oberflächen und dem Sortieren von digitalen Notizen verbracht als mit dem eigentlichen Lernen. Anstatt Klarheit zu schaffen, hat der digitale Werkzeugkasten nur für mehr Chaos und ein leises Gefühl der Überforderung gesorgt.
Die gängige Meinung ist, dass mehr Technologie automatisch zu besseren Ergebnissen führt. Man sammelt Lesezeichen, abonniert YouTube-Kanäle und lädt jede neue Trend-App herunter. Doch was, wenn dieser Ansatz grundlegend falsch ist? Was, wenn der Schlüssel zu effektivem digitalem Lernen nicht in der Anhäufung von immer mehr Tools liegt, sondern im genauen Gegenteil: in der bewussten, radikalen Reduktion? Was, wenn die Methode wichtiger ist als das Medium?
Dieser Artikel bricht mit dem Mythos des „Mehr ist besser“. Er führt Sie weg von der Tool-Sammelwut und hin zu einem minimalistischen, auf kognitiven Prinzipien basierenden System. Sie werden entdecken, warum weniger Werkzeuge zu besseren Lernergebnissen führen, wie Sie Ihren persönlichen „Lern-Stack“ auf das Wesentliche reduzieren und wie Sie eine digitale Umgebung schaffen, die Ihnen dient – und Sie nicht beherrscht. Es ist an der Zeit, die Technologie wieder zu dem zu machen, was sie sein sollte: ein stiller, effizienter Helfer im Hintergrund.
Dieser Leitfaden ist Ihr strategischer Fahrplan, um die Kontrolle zurückzugewinnen. Wir werden die häufigsten Fallen aufdecken und Ihnen ein klares, schrittweises System an die Hand geben, um Ihre digitalen Lernprozesse nachhaltig zu optimieren.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Wegweiser zu einem fokussierten digitalen Lernen
- Warum mehr EdTech oft schlechtere Lernergebnisse bringt – die Paradoxie der Tool-Überflutung?
- Wie Sie Ihre digitale Lernumgebung auf die 3 Tools reduzieren, die 80% des Nutzens bringen?
- Coursera versus YouTube versus Fachbücher – welche Plattform passt zu Ihrem Lerntyp?
- Die Notification-Falle bei Lern-Apps – warum Gamification Sie vom Lernen ablenkt?
- In welcher Reihenfolge Sie digitale Lerntools einführen sollten – vom Basic-Tool zum Advanced-System?
- Warum Smart Home 2024 einfacher ist als Ihr Fernseher – wenn Sie das richtige System wählen?
- Die 7 Tools, die Ihre Remote-Produktivität verdoppeln – und welche nur Zeit verschwenden?
- Wie Sie im digitalen Zeitalter effektiver lernen – mit Methoden, die in der Schule nicht existierten?
Warum mehr EdTech oft schlechtere Lernergebnisse bringt – die Paradoxie der Tool-Überflutung?
Die Verheißung von „Educational Technology“ (EdTech) ist verlockend: Lernen wird interaktiver, zugänglicher und effizienter. Doch die Realität sieht für viele Lernende und Lehrende anders aus. Statt einer klaren Lernautobahn finden sie sich in einem Labyrinth aus Apps, Plattformen und Benachrichtigungen wieder. Jedes Tool erfordert Einarbeitungszeit, hat eine eigene Logik und kämpft um unsere Aufmerksamkeit. Das Ergebnis ist nicht Beschleunigung, sondern Frustration und eine heimtückische Form der mentalen Belastung.
Dieses Phänomen wird als kognitive Reibung bezeichnet. Es beschreibt die geistige Anstrengung, die für die Bedienung eines Werkzeugs aufgewendet werden muss – Energie, die dann nicht mehr für die eigentliche Lernaufgabe zur Verfügung steht. Wenn wir zwischen einer Notiz-App, einer Vokabel-App, einer Videoplattform und einem PDF-Reader hin- und herspringen, belastet das unser Arbeitsgedächtnis. Eine Studie des MIT untermauert diese Sorge und belegt, dass bei intensiver Nutzung von KI-Tools bei 666 Teilnehmern eine Reduktion des analytischen Denkens festgestellt wurde. Die ständige Auseinandersetzung mit der Technologie selbst rückt in den Vordergrund und verdrängt den Lerninhalt.

Wie dieses Bild symbolisiert, fühlt sich unser Gehirn oft von der schieren Menge an Optionen erdrückt. Die Paradoxie der Tool-Überflutung besteht darin, dass Werkzeuge, die uns helfen sollen, zu Hindernissen werden. Anstatt unsere kognitiven Fähigkeiten zu erweitern, fragmentieren sie unsere Aufmerksamkeit und fördern oberflächliches Abarbeiten anstelle von tiefem Verständnis. Die Lösung liegt nicht darin, das „perfekte“ Tool zu finden, sondern ein System zu schaffen, das die kognitive Reibung minimiert.
Wie Sie Ihre digitale Lernumgebung auf die 3 Tools reduzieren, die 80% des Nutzens bringen?
Das Pareto-Prinzip, auch als 80/20-Regel bekannt, besagt, dass sich oft 80 % der Ergebnisse mit 20 % des Aufwands erzielen lassen. Dieses Prinzip ist ein mächtiger Hebel, um dem digitalen Chaos zu entkommen. Anstatt zehn verschiedene spezialisierte Apps zu jonglieren, konzentrieren Sie sich auf einen minimalistischen „Lern-Stack“ – eine sorgfältig kuratierte Auswahl von nur drei Werkzeugen, die die Kernfunktionen des Lernens abdecken.
Ein solcher minimalistischer Lern-Stack besteht aus drei fundamentalen Kategorien:
- 1. Informationserfassung und -strukturierung: Ein zentrales, flexibles Tool, in dem alle Notizen, Links und Gedanken zusammenlaufen. Programme wie Notion, OneNote oder Obsidian eignen sich hierfür, da sie es ermöglichen, Wissen nicht nur zu sammeln, sondern auch aktiv zu vernetzen und zu strukturieren.
- 2. Aktiver Abruf (Active Recall): Ein Werkzeug zur nachhaltigen Verankerung von Wissen im Langzeitgedächtnis. Spaced-Repetition-Systeme (SRS) wie Anki sind hier unschlagbar. Sie präsentieren Ihnen Lernkarten in wissenschaftlich optimierten Abständen und zwingen Ihr Gehirn, Informationen aktiv abzurufen, statt sie nur passiv zu wiederholen.
- 3. Praktische Anwendung: Ein kontextspezifisches Tool, das für Ihr Lernfeld unerlässlich ist. Für einen Programmierer ist das seine Entwicklungsumgebung (z.B. VS Code), für einen Sprachenlerner eine Tandem-App (z.B. HelloTalk) und für einen Designer eine Gestaltungssoftware (z.B. Figma).
Interessanterweise deckt sich dieser strukturierte Ansatz nicht mit dem typischen Nutzungsverhalten. Eine Umfrage zu digitalen Lerntools zeigt, dass die beliebtesten Plattformen YouTube, Wikipedia und die Google-Suche sind, die zusammen 66 von 120 Nennungen erhielten. Diese sind hervorragend für die Recherche, aber sie bilden kein System für strukturiertes, nachhaltiges Lernen. Sie sind eher Quellen als Werkzeuge. Die wahre Effizienzsteigerung liegt in der bewussten Entscheidung für einen Kern-Stack und dem Verzicht auf alles andere.
Coursera versus YouTube versus Fachbücher – welche Plattform passt zu Ihrem Lerntyp?
Die Wahl der richtigen Lernquelle ist ebenso entscheidend wie die Wahl der richtigen Werkzeuge. Jede Plattform hat ihre eigene DNA und eignet sich für unterschiedliche Phasen und Ziele des Lernprozesses. Es geht nicht darum, eine Plattform als „die beste“ zu küren, sondern zu verstehen, wann welche Quelle ihre Stärken ausspielt. Die Entscheidung zwischen hochstrukturierten Kursen, der unendlichen Vielfalt von Videos und der tiefen Substanz von Büchern ist eine strategische.
Wie Newline Interactive in einem Artikel über das Lernpotenzial von YouTube hervorhebt, ist die Plattform eine unbestreitbare Kraft in der Bildung:
Mit Millionen verfügbarer Lehrvideos zu einer Vielzahl von Themen ist YouTube zu einem leistungsstarken Lerntool für Menschen jeden Alters und Bildungsniveaus geworden.
– Newline Interactive, Das Potenzial von YouTube als Lernplattform
Doch diese Stärke ist auch eine Schwäche. Die schiere Fülle kann zur „Serendipitäts-Falle“ werden, in der man stundenlang interessanten, aber für das aktuelle Lernziel irrelevanten Inhalten folgt. Strukturierte Plattformen und Fachbücher bieten hier einen Gegenpol. Die folgende Tabelle stellt die drei Formate gegenüber, um Ihnen die Wahl zu erleichtern.

| Plattform | Strukturgrad | Ideal für | Stärken | Schwächen |
|---|---|---|---|---|
| Coursera | Hoch (strukturierte Kurse) | Anfänger in neuem Feld | Klarer Lernpfad, Zertifikate, Qualitätskontrolle | Kostenpflichtig, weniger flexibel |
| YouTube | Niedrig (hohe Serendipität) | Fortgeschrittene zur Wissenserweiterung | Kostenlos, vielfältig, jederzeit verfügbar | Qualität variabel, keine Struktur |
| Fachbücher | Mittel (strukturierte Tiefe) | Systematisches Tiefenverständnis | Umfassende Behandlung, verlässliche Quellen | Zeitintensiv, keine Interaktivität |
Die Notification-Falle bei Lern-Apps – warum Gamification Sie vom Lernen ablenkt?
„Deine Serie ist fast komplett! Nur noch 3 Tage bis zum 100-Tage-Streak!“ – Solche Benachrichtigungen sollen motivieren, doch oft bewirken sie das Gegenteil. Sie verlagern den Fokus vom eigentlichen Lernziel (z.B. eine Sprache zu verstehen) auf ein künstliches Spielziel (z.B. eine Serie aufrechtzuerhalten). Dieses als Gamification bekannte Prinzip nutzt psychologische Mechanismen wie Belohnungssysteme, um Nutzer zu binden. Doch im Lernkontext kann es zur Falle werden.
Das Problem liegt in der Art der Motivation. Gamification zielt auf extrinsische Motivation (Belohnungen von außen) ab, während nachhaltiges Lernen auf intrinsischer Motivation (Interesse am Thema selbst) beruht. Die ständigen Pop-ups, Punkte und Badges erzeugen kurze Dopamin-Ausschüttungen, die süchtig machen können. Sie trainieren unser Gehirn darauf, nach der nächsten Belohnung zu gieren, anstatt sich auf die anspruchsvolle, aber befriedigende Arbeit des tiefen Verstehens zu konzentrieren. Jede Benachrichtigung reißt uns aus der Konzentration und belastet unser kognitives System. Die Cognitive Load Theory zeigt, dass unser Arbeitsgedächtnis nur eine sehr begrenzte Kapazität hat und lediglich 3-5 neue Informationen gleichzeitig verarbeiten kann. Jede Ablenkung überschreibt quasi eine dieser wertvollen Informationseinheiten.
Fallstudie: Simpleclub – Erfolg durch Verzicht auf Gamification
Die Lern-App Simpleclub, die monatlich über 2 Millionen Lernende erreicht, ist ein starkes Beispiel für einen alternativen Weg. Der Erfolg der App, bei der 93 % der Nutzer eine Notenverbesserung angeben, basiert nicht auf Punkten oder Ranglisten. Stattdessen setzt sie auf kurze, prägnante 5-Minuten-Videos, einfache Sprache und verständliche Animationen. Simpleclub verzichtet bewusst auf aggressive Benachrichtigungen und Gamification-Elemente. Der Fokus liegt darauf, den Lerninhalt so verständlich und zugänglich wie möglich zu machen und so die intrinsische Motivation zu fördern, anstatt eine künstliche Dringlichkeit zu erzeugen.
Der Schlüssel ist, sich bewusst zu machen, ob ein Tool Sie zum Lernen oder nur zur Nutzung des Tools selbst motiviert. Deaktivieren Sie alle nicht-essenziellen Benachrichtigungen und wählen Sie Plattformen, deren primäres Ziel Ihr Lernerfolg ist, nicht Ihre Bildschirmzeit.
In welcher Reihenfolge Sie digitale Lerntools einführen sollten – vom Basic-Tool zum Advanced-System?
Ein effektives digitales Lernsystem entsteht nicht über Nacht. Es ist ein Prozess, der einer bewussten und schrittweisen Entwicklung folgt, ähnlich dem Bau eines Hauses, bei dem man mit dem Fundament beginnt und nicht mit dem Dach. Eine impulsive Einführung vieler Tools auf einmal führt fast immer zur Überforderung und zum Scheitern des gesamten Systems. Der richtige Weg ist eine intentionale Adoption, die sich an Ihrem persönlichen Reifegrad orientiert.
Stellen Sie sich diesen Prozess in drei aufeinander aufbauenden Stufen vor. Jede Stufe hat einen klaren Fokus und bereitet die nächste vor. Dieser methodische Ansatz verhindert, dass Sie sich verzetteln, und stellt sicher, dass jedes neue Tool einen echten Mehrwert bietet, anstatt nur zusätzliche Komplexität zu schaffen. Es geht darum, Gewohnheiten zu etablieren, bevor man das System erweitert.
Ihr Aktionsplan: Das Reifegradmodell für digitale Lernwerkzeuge
- Level 1 – Der Sammler (Monat 1-3): Beginnen Sie mit einem einzigen, zentralen Notiz-Tool (z.B. Notion, OneNote). Das alleinige Ziel in dieser Phase ist es, alle Informationen, Ideen und Notizen an einem Ort zu bündeln und sich an die digitale Organisation zu gewöhnen.
- Level 2 – Der Verarbeiter (nach 3 Monaten): Sobald die digitale Sammlung zur Gewohnheit geworden ist, ergänzen Sie Ihren Stack um ein Active-Recall-Tool (z.B. Anki). Beginnen Sie, die wichtigsten Konzepte aus Ihren Notizen in digitale Lernkarten zu überführen, um sie aktiv zu wiederholen und im Langzeitgedächtnis zu verankern.
- Level 3 – Der Architekt (nach 6-12 Monaten): Wenn beide Tools fest in Ihrem Alltag integriert sind, beginnen Sie, ein echtes persönliches Wissensmanagement-System aufzubauen. Verlinken Sie Ihre Notizen untereinander, schaffen Sie Querverbindungen und nutzen Sie Ihr anwendungsspezifisches Tool (siehe H2.2), um das Wissen praktisch umzusetzen.
- Tool-Prüfung (quartalsweise): Führen Sie alle drei Monate ein kurzes Audit durch. Fragen Sie sich bei jedem Tool: Nutze ich es aktiv? Verbringe ich mehr Zeit mit der Organisation als mit dem Lernen? Welche Reibung erzeugt es?
- 7-Tage-Testprotokoll für neue Tools: Wenn Sie ein neues Werkzeug testen, definieren Sie ein klares Ziel, dokumentieren Sie täglich die Nutzung und bewerten Sie es nach einer Woche objektiv nach den Kriterien: Lernbeschleunigung, Reibungspunkte und Problemlösungsfähigkeit.
Diese schrittweise Integration stellt sicher, dass die Technologie eine unterstützende Rolle spielt. Sie meistern ein Werkzeug nach dem anderen und bauen so langsam ein robustes und persönliches System auf, das mit Ihren Fähigkeiten wächst und nicht gegen Sie arbeitet.
Warum Smart Home 2024 einfacher ist als Ihr Fernseher – wenn Sie das richtige System wählen?
Auf den ersten Blick mag dieser Titel deplatziert wirken. Was hat die Einrichtung eines intelligenten Zuhauses mit digitalem Lernen zu tun? Mehr, als man denkt. Die Prinzipien, die ein gutes Smart Home ausmachen, sind exakt dieselben, die ein effektives digitales Lernsystem definieren: Integration, Einfachheit und Unsichtbarkeit.
Stellen Sie sich zwei Szenarien vor. Im ersten Szenario haben Sie eine smarte Glühbirne von Marke A, einen Thermostat von Marke B und einen Lautsprecher von Marke C. Jede Komponente hat ihre eigene App, ihre eigene Logik und funktioniert isoliert. Um das Licht zu dimmen und die Musik zu starten, müssen Sie zwischen drei verschiedenen Apps wechseln. Das ist das Äquivalent zu einem chaotischen Lern-Setup mit unzähligen, nicht miteinander verbundenen Tools. Es erzeugt Komplexität und kognitive Reibung.
Im zweiten Szenario haben Sie ein integriertes System wie Apple HomeKit oder Google Home. Alle Geräte, auch von unterschiedlichen Herstellern, sprechen dieselbe Sprache und lassen sich über eine einzige Oberfläche oder per Sprachbefehl steuern. Das System tritt in den Hintergrund. Es funktioniert einfach. Das ist das Ziel für Ihre Lernumgebung. Ihr Notiz-Tool, Ihr Spaced-Repetition-System und Ihre Anwendungs-Software sollten sich wie Teile eines kohärenten Ökosystems anfühlen, nicht wie eine Sammlung zufälliger Gadgets. Die Technologie sollte so nahtlos funktionieren, dass Sie sie kaum noch wahrnehmen und sich voll und ganz auf den Inhalt konzentrieren können.
Die 7 Tools, die Ihre Remote-Produktivität verdoppeln – und welche nur Zeit verschwenden?
Auch hier dient ein Blick über den Tellerrand als wertvolle Lektion. Die massive Umstellung auf Remote-Arbeit hat in vielen Unternehmen einen schmerzhaften, aber lehrreichen Prozess angestoßen: die bewusste Auseinandersetzung mit digitalen Werkzeugen und Arbeitsweisen. Die Prinzipien, die hochproduktive Remote-Teams von ineffizienten unterscheiden, sind direkt auf das digitale Lernen übertragbar.
Der entscheidende Faktor ist nicht die Anzahl der Tools, sondern die Klarheit über ihren Zweck. Effektive Teams nutzen Werkzeuge nicht, weil sie viele Funktionen haben, sondern weil sie eine bestimmte Arbeitsweise ermöglichen. Hier sind nicht 7 Tools, sondern 7 Prinzipien aus der Remote-Arbeit, die Ihr Lernen transformieren können:
- Asynchron statt synchron: Priorisieren Sie Lernmethoden, die Sie in Ihrem eigenen Tempo durchführen können (Lesen, Videos ansehen), anstatt sich von Live-Sessions abhängig zu machen.
- Deep Work Blöcke: Schützen Sie feste, ungestörte Zeitfenster für konzentriertes Lernen, genau wie für anspruchsvolle Arbeitsaufgaben.
- Eine einzige Quelle der Wahrheit (Single Source of Truth): Haben Sie einen zentralen Ort für alle Ihre Notizen und Materialien (Ihr „Sammler“-Tool), um die Suche nach Informationen zu eliminieren.
- Kommunikation von Dokumentation trennen: Halten Sie Ihre Lerninhalte (Dokumentation) sauber von flüchtigen Diskussionen (Kommunikation in Foren etc.).
- Weniger, aber bessere Meetings: Übertragen auf das Lernen bedeutet das: Weniger passive Live-Webinare, mehr aktive, anwendungsorientierte Workshops.
- Fokus auf Output, nicht auf Input: Messen Sie Ihren Lernerfolg nicht an der Anzahl der gelesenen Seiten oder gesehenen Videos, sondern an dem, was Sie danach erstellen oder erklären können (z.B. durch die Feynman-Technik).
- Bewusste Tool-Wahl: Wählen Sie jedes Werkzeug für einen einzigen, klaren Zweck, genau wie man im Job Slack für schnelle Kommunikation und Notion für tiefgehende Dokumentation wählt.
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Die produktivsten Remote-Worker sind nicht diejenigen mit den meisten Apps auf dem Desktop, sondern diejenigen mit den klarsten Systemen und der größten Disziplin, Ablenkungen zu widerstehen. Diese Denkweise ist der Schlüssel zu erfolgreichem digitalem Lernen.
Das Wichtigste in Kürze
- Tool-Überflutung erzeugt kognitive Reibung und behindert tiefes Lernen, anstatt es zu fördern.
- Ein minimalistischer „Lern-Stack“ aus drei Kern-Tools (Sammeln, Verarbeiten, Anwenden) ist effektiver als eine unstrukturierte Ansammlung von Apps.
- Die Wahl der Plattform (z.B. Coursera vs. YouTube) muss strategisch an die jeweilige Lernphase angepasst werden, um Struktur und Flexibilität auszubalancieren.
Wie Sie im digitalen Zeitalter effektiver lernen – mit Methoden, die in der Schule nicht existierten?
Das digitale Zeitalter hat nicht nur neue Werkzeuge gebracht, sondern ermöglicht auch die breite Anwendung von Lernmethoden, die auf modernen Erkenntnissen der Kognitionswissenschaft basieren – Methoden, die im traditionellen Schulsystem oft keinen Platz fanden. Der größte Fehler beim digitalen Lernen ist, alte Methoden (wie das passive Durchlesen von Texten) einfach nur auf einen Bildschirm zu übertragen. Der wahre Fortschritt liegt darin, die neuen Möglichkeiten für aktivere und effektivere Lernstrategien zu nutzen.
Dazu gehört der Wandel vom passiven Konsumenten zum aktiven Architekten des eigenen Wissens. Statt nur Videos anzusehen, nutzen Sie die Feynman-Technik, indem Sie das Gesehene in eigenen Worten in Ihrem digitalen Notizbuch zusammenfassen, als würden Sie es jemandem erklären. Statt ein digitales Lehrbuch nur zu markieren, extrahieren Sie die Schlüsselkonzepte und erstellen daraus Lernkarten für Ihr Spaced-Repetition-System. Es geht darum, mit der Information zu interagieren, sie zu zerlegen, neu zu kombinieren und sich zu eigen zu machen.
Selbst wenn digitale Tools im Bildungsbereich ankommen, fehlt oft das methodische Wissen. Eine Auswertung von 120.000 Arbeitsblättern zeigt, dass zwar an 26,6 % der Gymnasien YouTube-basierte Materialien verwendet werden, doch die Nutzung beschränkt sich oft auf das reine Ansehen eines Videos gefolgt von Kontrollfragen. Das Potenzial für tiefere, aktive Lernmethoden bleibt ungenutzt. Effektiv zu lernen bedeutet, nicht nur die Tools zu beherrschen, sondern vor allem die Methoden, die diese Tools erst wirklich mächtig machen. Es ist das Lernen über das Lernen selbst – das Meta-Lernen.
Beginnen Sie noch heute damit, Ihr digitales Lernumfeld bewusst zu gestalten. Führen Sie ein Tool-Audit durch und reduzieren Sie Ihren Lern-Stack auf das absolut Wesentliche. Ihr zukünftiges Ich wird es Ihnen danken.
Häufige Fragen zum effektiven Einsatz digitaler Lerntools
Was ist der Unterschied zwischen passivem Konsum und aktivem digitalem Lernen?
Passives Lernen bedeutet nur Rezeption von Inhalten (Videos schauen, Texte lesen). Aktives digitales Lernen nutzt interaktive Elemente, erstellt eigene Verknüpfungen und wendet Tools wie die Feynman-Technik auf digitale Inhalte an.
Wie kombiniere ich analoge und digitale Lernmethoden optimal?
Nutzen Sie Papier für kreatives Brainstorming und Mind-Mapping (divergentes Denken), dann digitale Tools wie Obsidian für Strukturierung und Verknüpfung (konvergentes Denken). Dies kombiniert die Vorteile beider Welten.
Was bedeutet Meta-Lernen im digitalen Kontext?
Meta-Lernen ist das Lernen über das Lernen selbst – nicht das Beherrschen einzelner Tools, sondern die Fähigkeit, Tools basierend auf Lernzielen auszuwählen, zu nutzen und auch wieder zu verwerfen.